Archiv für den Monat: August 2019

Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

 
 
DER TAGESSPIEGEL am 22.08.2019: Genossenschaftsförderung in Berlin – Verhandlung über Geringverdiener-Darlehen vertagt

Bausenatorin Lompscher will Geringverdienern Geld leihen, damit sie sich teure Genossenschaftsanteile leisten können.

Florian Schmidt hat in diesen Tagen einen hohen Kapitalbedarf. Sechs Mal hat der Kreuzberger Baustadtrat zugunsten der „Diese eG“ das bezirkliche Vorkaufsrecht gezogen und damit sechs Häuser im Wert eines mittlerweile zweistelligen Millionenbetrages für die Genossenschaft erworben. Das Problem: Eine Finanzierungszusage vom Land oder von Banken hat die “Diese eG” bislang noch nicht vorliegen. Und auch eine nennenswerte Summe an Eigenkapital konnte die Genossenschaft bislang nicht bei ihren Mitgliedern einsammeln.

Sollte es den Genossen nicht gelingen, das Geld aufzutreiben, würde das auf den Grünen-Politiker Schmidt zurückfallen, denn der Bezirk steht weiterhin für die Verkaufssumme in Haftung.

Schützenhilfe bei seinem Genossenschaftsprojekt wollte dem Kreuzberger Stadtrat zuletzt Katrin Lompscher (Linke) leisten. Die Bausenatorin hat die Änderung von Verwaltungsvorschriften vorgeschlagen, um auch Geringverdienern besseren Zugang zu zinsfreien Darlehen des Landes zu verschaffen.

Denn um die Anteile der “Diese eG” zu zeichnen, müssen die Bewohner hohe Summen aufbringen – pro Quadratmeter rechnet die Genossenschaft mit 500 Euro. Ein zinsloses Darlehen der landeseigenen Investitionsbank Berlin soll es auch Menschen mit geringem Einkommen ermöglichen, die hohen Genossenschaftsanteile zu finanzieren, so der Plan der Senatorin.

Doch daraus wird so schnell nichts. Eine entsprechende Vorlage der Bausenatorin, den Kreis der Darlehensberechtigten auszuweiten, sollte eigentlich am Mittwoch vom Hauptausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet werden. Die Verhandlung darüber wurde ohne Begründung vertagt.

Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

 

Berliner Morgenpost am 22.08.2019: Neue Initiative gegen Enteignungen und den Mietendeckel

Das wirtschaftsnahe Bündnis „Berlin kann mehr“ fordert eine vereinfachte Bauordnung für Wohnungen und schnelle Genehmigungen statt Regulierung.

In einem angegrauten Fabrikhof in Wedding hat die neue Initiative „Berlin kann mehr“ ihr Programm vorgestellt – es sei ein Manifest gegen Enteignungen und die Deckelung von Mieten, betont der Vorsitzende Tim Kauermann. Den Mechanismen zur Regulierung des Wohnungsmarkts setzt das Bündnis Forderungen zur Vereinfachung und Beschleunigung des Wohnungsbaus entgegen. „Die Entwicklungen in Berlin laufen in die falsche Richtung“, kritisiert Kauermann das Handeln des rot-rot-grünen Senats. Die Bestände großer Wohnungsunternehmen zu vergemeinschaften und das Begrenzen von Mieten sei nicht nachhaltig und führe zu einem Rückgang der Investitionen in Immobilien.

Statt wirkliche Lösungen für die Wohnungsnot zu schaffen seien Parteien mit Klientelpolitik beschäftigt und kümmerten sich zu wenig um die tatsächlichen Belange der Stadt und ihrer Bewohner, ärgert sich Kauermann, der selbst Unternehmer ist und in der Immobilienwirtschaft tätig war. Er räumt ein, dass die Forderungen von „Mut Stadt Wut“ den Parteiprogrammen von CDU und FDP durchaus nahe stehen und Vertreter der Immobilienwirtschaft die Kampagne unterstützen.

Zweite baufreundliche Initiative fordert 100.000 Sozialwohnungen

Ähnliche Ziele wie „Berlin kann mehr“ verfolgt ein Verein, der ab Sonntag vor allem in Pankow 20.000 Unterschriften für eine Volksinitiative sammeln will. Neben dem Abbau von Bürokratie in der Baupolitik hebt die Gruppe „Neue Wege für Berlins“ eine Kernforderung heraus: Es sollen 100.000 geförderte Wohnungen entstehen, damit sich auch Krankenschwestern und Polizisten die Miete leisten können. Als Maßnahme empfiehlt der Verein die Bebauung von großen Brachen wie dem Rand des Tempelhofer Felds oder der Elisabeth-Aue und den Rieselfeldern in Buch. Solche Potenzialgebiete habe die der rot-rot-grüne Senat voreilig aussortiert, kritisiert Sprecherin Sandra von Münster. Gerade solche besonders großen Quartiere seien besonders für den Bau von günstigen Wohnungen geeignet, argumentiert der Verein.

Im Vorstand von „Neue Wege für Berlin“ wirken Persönlichkeiten, die aus ihrem parteipolitischen Hintergrund kein Geheimnis machen – darunter Heiko Kretschmer vom Wirtschaftsforum der Berliner SPD und der frühere CDU-Finanzsenator Peter Kurth.

https://www.morgenpost.de/berlin/article226854103/Neue-Initiative-gegen-Enteignungen-und-den-Mietendeckel.html

Pressemitteilung 24/2019

Spende an die Kältehilfe

Der AMV – Alternativer Mieter- und Verbraucherschutzbund e.V. sowie

Herr Wolf-Dietrich Kniffka haben am 19.08.2019 eine Spende in Höhe von 2.227,00 € an die Kältehilfe zu Händen des Vereins für Berliner Stadtmission getätigt.

Zum Hintergrund:

Der AMV hatte am 02.10.2018 für sein Mitglied Wolf-Dietrich Kniffka, der von seiner Vermieterin – der Deutsche Wohnen Berlin 5 GmbH – auf Zustimmung zu einer Mieterhöhung vor dem Amtsgericht Spandau verklagt worden war, eine Crowdfunding-Spendensammlung über die Internetplattform gofundme (https://de.gofundme.com/vor-gericht-fur-den-mietspiegel) gestartet und insgesamt von 84 Personen Spenden in Höhe von 2.227,00 € eingesammelt.

Er hatte dabei zu Beginn der Spendenaktion folgendes Versprechen abgegeben: „Sollte nach der Deckung der Kosten Geld übrig bleiben, fließt dieses zu 100% in die Kältehilfe der Berliner Stadtmission.”

Nachdem der Prozess nunmehr erfolgreich beendet ist, da das Verfahren vor dem Landgericht Berlin gewonnen werden konnte, haben der AMV und Herr Kniffka Wort gehalten und den gesamten Spendenbetrag an die Kältehilfe ausgekehrt.

Der AMV und Herr Kniffka danken ausdrücklich und herzlich allen Spenderinnen und Spendern für ihre finanzielle und moralische Unterstützung.

Berlin, den 23.08.2019

Ass. Marcel Eupen, Pressesprecher des AMV

Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

 
DER TAGESSPIEGEL am 20.08.2019: Neue Wohnungen für Berlin – Senat verabschiedet „Stadtentwicklungsplan Wohnen“

Nach langem Streit einigt sich die Koalition auf einen Kurs beim Bauen. Aus der Opposition kommt scharfe Kritik.

Die rot-rot-grüne Landesregierung hat sich am Dienstag auf eine Fortschreibung des sogenannten “Stadtentwicklungsplans Wohnen” (Step) geeinigt.

Während der Entwurf des Step, genau wie von Lompscher angekündigt, nicht wesentlich geändert wurde, winkte der Senat die Vorlage „Maßnahmen und Beschleunigungseffekte für den Wohnungsbau und Ausweisung zusätzlicher Gebiete“ mit durch. Darin enthalten sind zusätzlich zu den bisher als Stadtquartiere klassifizierten Gebieten Neubauviertel wie das Projekt Siemensstadt.Dort sollen im nächsten Jahrzehnt 3000 Wohnungen entstehen.

Auch das Gut Hellersdorf ist in der Vorlage aufgenommen. Auf dem Gelände des alten Stadtgutes sollen 1250 Wohnungen entstehen. Daneben werden in der Vorlage auch das Dragoner-Areal in Kreuzberg mit mindestens 500 Wohnungen sowie Späthsfelde in Treptow-Köpenick als Vorhaben genannt.

Die Opposition übte scharfe Kritik am Beschluss des Senats. CDU-Landeschef Kai Wegner bezeichnete den Step als “faulen Kompromiss” und warf Rot-Rot-Grün vor, “kein Zukunftskonzept für Berlin” zu haben. “Es fehlt der Mut zum Gestalten der Wachstumspotenziale. Ideenlos und kraftlos wird der Mangel verwaltet”, erklärte Wegner. Sein Parteikollege Christian Gräff ergänzte, die nun veröffentlichten Zahlen entsprächen der “Realitätsverweigerung”. Den Step bezeichnete er als “ziellos, planlos, lustlos”.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/neue-wohnungen-fuer-berlin-senat-verabschiedet-stadtentwicklungsplan-wohnen/24920642.html

Aus der Rubrik “Gerichtsentscheidungen”:

WELT am 20.08.2019: Mietpreisbremse mit Grundgesetz vereinbar
Die Mietpreisbremse verstößt nicht gegen das Grundgesetz. Das Bundesverfassungsgericht wies die Beschwerde einer Vermieterin aus Berlin ab. Sie war wegen Überschreitung der Mietpreisgrenze zu Rückzahlungen verurteilt worden.
Die 2015 eingeführte Mietpreisbremse verstößt nicht gegen das Grundgesetz. Das entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Dienstag veröffentlichten Beschluss. Die Regelungen verstoßen demnach weder gegen die Eigentumsgarantie noch gegen die Vertragsfreiheit oder den allgemeinen Gleichheitssatz.
„Es liegt im öffentlichen Interesse, der Verdrängung weniger leistungsfähiger Bevölkerungsgruppen aus stark nachgefragten Stadtteilen entgegenzuwirken“, erklärten die Verfassungsrichter. Die Regulierung der Miethöhe sei auch verfassungsrechtlich geeignet, dieses Ziel zu erreichen.

Aus der Rubrik “Stadtentwicklungspolitik”:

Berliner Woche am 19.08.2019: Milieuschutz für den Norden? – Bauauschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf fürchtet Verdrängungsdruck durch Siemensstadt 2.0

In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Spandau soll geprüft werden, ob für die Gebiete Siemensstadt und Charlottenburg-Nord Milieuschutz ausgewiesen werden kann. Das hat der Bauausschuss auf Antrag der Linken-Fraktion beschlossen.

Niklas Schenker, Fraktionsvorsitzender der Linken in der BVV, begründete selbigen mit einer durch das in Planung befindliche Siemensstadt 2.0 zu erwartenden Verdrängung der Bewohner. Siemens will in den kommenden Jahren 600 Millionen Euro in die Ertüchtigung und Modernisierung seines Berliner Standortes pumpen. Unschwer zu prognostizieren, dass an dem Kompetenzzentrum für Wissenschaft und Wirtschaft viele neue Arbeitsplätze entstehen werden und somit Zuzug zu erwarten ist.

„Völliger Quatsch“, nannte der FDP-Vorsitzende Felix Recke den Antrag. „Wer Charlottenburg-Nord kennt und sich Häuser wie die in der Paul-Hertz-Siedlung ansieht, der weiß, dass der Zustand dort alles andere als erhaltenswert ist. Hier müsste dringend investiert werden.“ Zudem halte er es für falsch, Siemens zum Schreckgespenst zu machen. Es sei besser, abzuwarten, welche positiven Entwicklungen der Campus bewirke. Wolfgang Tillinger gab Recke Recht, dass der Milieuschutz für Charlottenburg-Nord alleine wenig Sinn mache, weil sich viele Wohnungen ohnehin in Eigentum von Genossenschaften oder städtischen Wohnungsbaugesellschaften befänden. „Ein anderes Gewicht bekommt der Antrag aber für mich, wenn man Siemensstadt mit betrachtet, wo die Deutsche Wohnen viel Eigentum hat.“

Für Christoph Brzezinski, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, wäre das ein „verheerendes Signal“. „Ja, mit allen Akteuren muss gesprochen werden, damit das Gebiet für alle, die dort wohnen oder hinziehen, lebenswert bleibt beziehungsweise wird. Aber so verhindern wir, dass sich überhaupt etwas ändert.“ Das Grobscreening für Charlottenburg-Nord sei abgeschlossen, jetzt müssten die Ergebnisse ausgewertet werden, sagte Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen). „Die Kollegen aus Spandau untersuchen auch schon“, sagte Tillinger. Weisen die Gebiete in der Studie hohes Verdrängungs- und Aufwertungspotenzial auf, soll schnellstmöglich Milieuschutz ausgewiesen werden, so der Antrag, der bei Gegenstimmen der FDP und der CDU angenommen wurde.

https://www.berliner-woche.de/charlottenburg-nord/c-politik/bauauschuss-der-bvv-charlottenburg-wilmersdorf-fuerchtet-verdraengungsdruck-durch-siemensstadt-20_a227944

Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

DER TAGESSPIEGEL am 15.08.2019: Debatte um Vorkaufsrecht – Rot-Rot-Grün stellt sich vor umstrittene Genossenschaft

Die Opposition scheitert mit ihrem Antrag auf Aussetzung der Zusammenarbeit zwischen Bezirken und „Diese eG“. Sie hatte eine genaue Prüfung dieser gefordert.

Mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen von SPD, Linken und Grünen hat das Abgeordnetenhaus am Donnerstag eine Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Genossenschaft „Diese eG“ abgelehnt. Sie setzten sich damit gegen die Opposition aus CDU, FDP und AfD durch, die einen Dringlichkeitsantrag der Christdemokraten unterstützt hatten.

Darin war der Senat aufgefordert worden, die Ausübung von Vorkaufsrechten zugunsten der „Diese eG“ vorerst zu unterlassen. Stattdessen sollten alle Vorkäufe, in denen die „Diese eG“ als Käufer aufgetreten war, überprüft werden. Im Anschluss sollte nach dem Willen der CDU ein Bericht angefertigt werden, um über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der „Diese eG“ zu entscheiden.

In der Debatte über den Antrag attackierte CDU-Generalsekretär Stefan Evers den Senat scharf. „Was hier in Friedrichshain-Kreuzberg und neuerdings in Tempelhof-Schöneberg passiert, das hat eine neue, eine verwerfliche Qualität. Legal, illegal, scheißegal, das sind doch die Richtlinien Ihrer Vorkaufspolitik“, rief Evers und bezog sich damit auf Tagesspiegel-Recherchen zur „Diese eG“.

Katrin Schmidberger, Sprecherin der Grünen zum Thema Wohnen, sagte in Richtung Opposition: „Statt das Vorkaufsrecht zu stärken und Mieter dabei zu unterstützen, werfen Sie haltlos mit Dreck auf eine Genossenschaft, die sich ehrenamtlich kümmert, um Menschen vor dem Verlust ihres Zuhauses zu schützen.“

https://www.tagesspiegel.de/berlin/debatte-um-vorkaufsrecht-rot-rot-gruen-stellt-sich-vor-umstrittene-genossenschaft/24909580.html

Aus der Rubrik “Mietenpolitik”:

 

DER TAGESSPIEGEL am 15.08.2019: Folgen des Mietendeckels – Wird die Miete jeder zweiten Berliner Wohnung gesenkt?

Bausenatorin Lompscher erwartet nach Start des Mietendeckels eine Flut von Anträgen zur Prüfung der Mieten – bis zu 3000 Eingaben pro Monat je Berliner Bezirk.

Senatorin Katrin Lompscher (Linke) rechnet nach Informationen des Tagesspiegels damit, dass jeder zweite Mieter in Berlin mit Hinweis auf die neuen Obergrenzen einen Antrag auf Prüfung und Senkungseiner Miete stellen könnte. Dies könnte der Senatorin zufolge eine Flut von bis zu 3000 Anträgen pro Bezirk und Monat auslösen. Mit diesen Schätzungen wird die Senatorin von Anwesenden einer Informationsrunde von Branchenexperten zum Mietendeckel zitiert.

Lompschers Verwaltung sagte auf Anfrage des Tagesspiegels: „Wie viele Anträge letztlich zu bearbeiten sind, hängt von der Ausgestaltung des Gesetzes ab.“ Und dass „der entstehende Mehraufwand abgefedert werden“ müsse. Zwei Wochen vor der geplanten Vorlage des Gesetzentwurfs zur Einführung des Mietendeckels ermittelt die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die Kosten und den bürokratischen Aufwand für diesen Eingriff in den Wohnungsmarkt.

https://www.tagesspiegel.de/politik/folgen-des-mietendeckels-wird-die-miete-jeder-zweiten-berliner-wohnung-gesenkt/24909796.html

Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

 

Berliner Morgenpost am 13.08.2019: Deutsche Wohnen will in Berlin 3000 Wohnungen verkaufen

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller will das Angebot ausloten. Finanzsenator Matthias Kollatz: Stadt zahlt keine Mondpreise.

Der börsennotierte Immobilienkonzern Deutsche Wohnen (DW) hat am Dienstag den Verkauf Tausender Wohnungen angekündigt, 3000 davon in Berlin. Zudem würden 6500 Wohnungen in Norddeutschland zur Disposition stehen. „Es ist total klar, dass es mehr und mehr Sinn macht, die Rolle des Verkäufers zu übernehmen“, sagte Michael Zahn, Vorstandschef der Deutsche Wohnen, in einer Analystenkonferenz. Dies habe aber nichts mit dem in Berlin geplanten Mietendeckel zu tun. „Wir sehen im Markt eine Menge billiges Geld und eine steigende Nachfrage“, so Zahn.

Zu den näheren Details der Verkaufsabsichten wollte sich das Unternehmen am Dienstag auf Anfrage der Berliner Morgenpost nicht äußern. Unklar bleibt daher, ob die Wohnungen als große „Pakete“ verkauft werden sollen oder ob auch Einzelinteressenten die Chance auf den Erwerb einer Wohnung haben werden. Auch zu den Bezirken, in denen sich die Wohnungen befinden, wurden keine Angaben gemacht.

Deutsche Wohnen will Wohnungen verkaufen: Berlin will “ausloten”„Schon im Januar habe ich das Interesse des Landes Berlin bekundet, von der DW Wohnungen zu erwerben. Wir wollen neben verstärktem Neubau auch unsere kommunalen Bestände erweitern“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) der Berliner Morgenpost. „Ich verstehe die öffentliche Äußerung von Herrn Zahn so, dass die DW dazu grundsätzlich bereit ist. Das werden wir also ausloten.“ Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) nannte den Ankauf von Wohnungsbeständen eine Option. Dafür habe man insbesondere die Siedlungen im Blick, die bereits soziale Bindungen haben, um diese auch nach Auslaufen weiterzuführen, damit der Wohnraum mittel- bis langfristig bezahlbar bleibt. „Das Land Berlin wird keine Mondpreise bezahlen“, sagte er. Die Käufe müssen wirtschaftlich vertretbar sein.

„Am liebsten würden wir natürlich alles kaufen“, sagte Daniel Buchholz, Sprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. „Wir haben ein großes Interesse und werden uns das Angebot ganz besonders genau ansehen.“ Einen ganz besonderen Blick werde man natürlich auf die von der Deutschen Wohnen verlangten Konditionen werfen, sagte Buchholz. Der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Gräff sagte: „Wenn der Preis stimmt, dann sind wir dafür.“ Sollte es sich aber um die unsanierten Wohnungsbestände des Unternehmens handeln, müsse der Sanierungsbedarfs vorab ermittelt werden und beim Kauf eine gewichtige Rolle spielen.

https://www.morgenpost.de/berlin/article226762531/Berlin-Deutsche-Wohnen-will-3000-Wohnungen-verkaufen.html

AMV im Lichte der Presse:

 

taz.de am 13.08.2019: Berlins Asbest bleibt länger

Schneckentempo: Das Ziel des Senats, bis ins Jahr 2030 asbestfrei zu sein, droht zu scheitern.

Der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund (AMV) hat die schleppende Umsetzung der Asbeststrategie durch den Senat kritisiert. In einer Mitteilung vom Montag hieß es, der Bearbeitungsstand der Strategie „Gesund und asbestfrei wohnen in Berlin“ sei „absolut ungenügend“. Mache der Senat in diesem „Schneckentempo“ weiter, werde Berlin „im Jahr 2030 nicht asbestfrei sein“.

Hintergrund ist das in der rot-rot-grünen Koalitionsvereinbarung gegebene Versprechen, eine Strategie „Asbestfreie Hauptstadt 2030“ zur schrittweisen Asbestsanierung zu erarbeiten und umzusetzen. Die Fraktionen von SPD, Linken und Grünen richteten im März 2018 konkrete Forderungen an den Senat: Der solle eine Typologie asbestbelasteter Gebäude erarbeiten, alle betroffenen Gebäude in einem Register erfassen, Sanierungsstrategien entwickeln und eine zentrale Anlaufstelle für BürgerInnen und EigentümerInnen schaffen.

Am letzten Dienstag beschloss der Senat seinen zweiten (Pflicht-)Bericht an das Abgeordnetenhaus. Dieser liegt noch nicht öffentlich vor, laut Pressemitteilung der Senatskanzlei wurde jedoch bereits ein „interdisziplinäres Arbeitsgremium unter der Federführung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gebildet“. Derzeit würden zudem „rechtliche und organisatorische Möglichkeiten zur Einrichtung einer ersten Anlaufstelle für allgemeine Auskünfte rund um das Thema Asbest in Gebäuden geprüft“. Bis diese zustande komme, solle eine Internetseite der zuständigen Berliner Behörden an leicht auffindbarer Stelle online gehen“. Eine Machbarkeitsstudie für ein Asbestregister sei beauftragt.

Der AMV-Vorsitzende Marcel Eupen kritisierte, dass „umsetzbare Ergebnisse“ weiterhin fehlten. „Bedenkt man, dass die Gesundheitsgefährdung beim Austritt von Asbestfasern sehr hoch ist, da bereits eine einzelne Faser die Gesundheit schädigen und zu einer tödlichen Erkrankung führen kann, ist der momentane Umgang des Senats mit dem Asbestproblem zu zögerlich.“

Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto, der das Thema maßgeblich vorangetrieben hat, sagte der taz, er teile den Eindruck, dass es „zu langsam vorangeht“. Schon im letzten Doppelhaushalt habe die Koalition Geld für eine Beratungsstelle eingestellt – die sei bis heute nicht gegründet. „Ich kriege jede Woche Zuschriften von Leuten, die nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen.“

Auch die Arbeit am Asbestregister nehme zu viel Zeit in Anspruch, so Otto. „In zwei Jahren ist die nächste Wahl, und ich habe Sorge, dass wir bis dahin nichts vorzuweisen haben.“ Deshalb werde seine Fraktion die Umsetzung der Asbeststrategie in den anstehenden Haushaltsverhandlungen thematisieren.

https://taz.de/!5614693/