Berliner Zeitung am 25.03.2020: Auswirkungen der Pandemie – Corona-Krise droht den Neubau in Berlin hart zu treffen
Der Bericht zum Immobilienmarkt zeigt, dass Berlin vor allem bezahlbare Wohnungen braucht. Das Virus könnte jedoch viele Projekte bremsen.
Noch ist unklar, wie sich die Corona-Krise auf den Wohnungsmarkt auswirkt. Zwar sind die Angebotsmieten für freie Wohnungen in Berlin im vergangenen Jahr kaum noch gestiegen. Doch fehlen vor allem preiswerte Wohnungen.
Das geht aus dem am Mittwoch präsentierten Wohnungsmarktbericht 2019 der Investitionsbank Berlin (IBB) hervor. Freie Wohnungen wurden danach von den Vermietern über das ganze Jahr gerechnet im Mittel für 10,45 Euro je Quadratmeter kalt angeboten – das entspricht einem Anstieg um 1,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2018. Eine preiswerte Wohnung zu finden, ist schwierig. Nur jede zehnte Wohnung wurde im vergangenen Jahr für eine Kaltmiete von unter sieben Euro je Quadratmeter angeboten. In der Innenstadt lagen die mittleren Angebotsmieten laut dem Bericht nahezu flächendeckend bei zwölf Euro je Quadratmeter und mehr.
Ziel von 20.000 Wohnungen in weite Ferne gerückt
Die Corona-Krise droht den Neubau hart zu treffen. Und damit die Bemühungen, durch ein größeres Angebot an Wohnungen für Entlastung auf dem Immobilienmarkt zu sorgen. Die Zahl der Baugenehmigungen ist in Berlin zwar leicht zurückgegangen. So wurde im Jahr 2019 der Bau von 22.565 Wohnungen genehmigt, was unter der Zahl aus dem Jahr (24.743 Wohnungen) liegt. Das politische Ziel, 20.000 neue Wohnungen jedes Jahr neu zu errichten, ist damit aber immer noch zu erreichen – jedenfalls rein rechnerisch.
Die Kapazitäten der Bauwirtschaft haben allerdings schon im Jahr 2018 nur zur Fertigstellung von rund 16.700 Wohnungen gereicht. In der Corona-Krise dürften es kaum mehr Wohnungen werden. Zumal vielen Vermietern die Einnahmen wegbrechen könnten. Bei der BFW-Erhebung erklärten zwölf Prozent der Befragten, dass sich die Corona-Krise schon auf ihre Tätigkeit als Vermieter auswirke: Bereits jeder Dritte von ihnen habe Anfragen von Mietern bekommen, ob die Miete gestundet werden könne.
Die Corona-Krise dürfte vor allem Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen treffen, die schon jetzt unter einer hohen Mietbelastung leiden. Laut dem IBB-Bericht wenden in Berlin knapp 40 Prozent der Haushalte mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für ihre Bruttokaltmiete auf. Der Verfasser des Berichts, Arnt von Bodelschwingh, räumte ein, dass die für die Untersuchung ausgewerteten Angebotsmieten nur einen „Ausschnitt“ des Marktes darstellten. Denn nicht jede freie Wohnung werde per Inserat angeboten. Die Informationen seien aber die besten, die zu bekommen waren.