AMV im Lichte der Presse:

RTL.de am 09.02.2021: Fast 1.000 Euro Nachzahlung

Mieter beklagen Nebenkosten-Abzocke in Berliner Hochhaus

Mietrechts-Experte ist entsetzt

Schreck für die Bewohner einem Hochhauskomplex in Berlin-Charlottenburg. Einen Tag vor Weihnachten lagen Nachzahlungen von bis zu 1.000€ für die gestiegenen Nebenkosten in den Briefkästen der 850 Parteien. Miet-Experte Marcel Eupen ist über das Ausmaß der Erhöhung entsetzt: “Sowas habe ich in 30 Jahren Berufserfahrung noch nie erlebt.” Kein Wunder, denn die Erklärung der Hausverwaltung ist ganz schön dreist.

Höhere Kosten, schlechtere Qualität in Berliner Hochhauskomplex

Als Alice Becker dem RTL-Reporter Philipp Cerfontaine die Zustände in der Angerburger Allee zeigt, sind die schlampig geputzten Spuren auf dem Boden nicht zu übersehen: “Natürlich macht uns das sehr sauer. Ich mein, es ist eklig, wenn man hier die Tür aufmacht und in diesen Flur geht, man nimmt den Dreck mit in die Wohnung rein”, sagt sie. Die Aufnahmen aus dem Hochhauskomplex – im Video.
Mit ihrem Mann wohnt sie seit 13 Jahren dort. Vor zwei Jahren übernahm die ADO Immobilien Management GmbH (inzwischen Adler Immobilien Management GmbH) die Verwaltung und es begannen die Probleme – so das Mieterpaar: “Das fängt draußen an, das ist der Eingangsbereich, das sind die Fahrstühle, das ist der Flurbereich vor der Wohnung, das hat sich alles massiv verschlechtert.”

Berlin: Zweifelhafte Stellungnahme der Hausverwaltung

Umso unverständlicher, als die Nebenkosten-Nachzahlung von 478 € eintrifft, obwohl die Qualität gesunken ist. Dabei kommen sie und ihr Ehemann damit noch gut weg. Beim Mietrechtler Marcel Eupen stapeln sich die Beschwerden. Besonders krass ist die Nachzahlung von fast 1.000 € für einen Singlehaushalt.
“Man kann also nicht sagen: Das ist eine vierköpfige Familie, die drei Mal in der Woche Badetag haben und daran liegt es, sondern das ist ein einzelner Herr mit einer Nachzahlung von 922,18 €”, erklärt der Experte. Ein Vergleich der Abrechnungen zeigt eine wahre Explosion bei den Versicherungskosten, Hausreinigungskosten und der Gartenpflege, aber auch bei den Heizkosten.
In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es von der Adler GmbH: “Der Anstieg der Nebenkosten ist unter anderem dadurch begründet, dass die Heizkosten sowohl aufgrund erhöhter Energiekosten wie aber auch aufgrund erhöhter Verbrauchskosten angestiegen sind.”

Tochterunternehmen kassiert ab

Marcel Eupen ist fassungslos: “Diese Behauptung stimmt nicht. Man kann die Jahre 2018 und 2019 vergleichen und stellt fest, dass die Heizkosten eben nicht wesentlich gestiegen sind.” Auch die Erklärung der anderen Posten klingen für den Experten einfach nur dreist: “Es wimmelt einfach von Halbwahrheiten, beziehungsweise teilweise muss man sogar sagen von Unwahrheiten.”
Klar ist, dass die Adler GmbH mehrere Dienstleister-Verträge auslaufen ließ und durch teurere Anbieter ersetzte. Einer von ihnen ist sogar ein direktes Tochterunternehmen, die Central Facility Management GmbH. Versucht die Hausverwaltung hier also noch mehr Geld für sich rauszuholen?
Schriftlich heißt es auf RTL-Anfrage: “Den geäußerten Verdacht, dass die Beauftragung der Central Facility Management GmbH erfolgt sei, um höhere Nebenkosten zu generieren, weisen wir entschieden zurück.”
Für den Mietrechtler Marcel Eupen steht zumindest fest, dass der Verwalter gegen das Wirtschaftlichkeits-Verbot verstoßen hat. Bezahlen müssen die Mieter die gestiegen Kosten nach seiner Auffassung daher nicht.
https://www.rtl.de/cms/berlin-nebenkosten-abzocke-in-hochhaus-mieter-beklagen-fast-1-000-euro-nachzahlung-4700310.html