Aus der Rubrik “Wohnungspolitik”:

Berliner Morgenpost am 09.05.2018: Berlin darf nicht ewig Mieterhauptstadt bleiben

Der Senat muss umsteuern, damit die Wohnungsnot nicht auf Jahre hinaus zementiert wird, meint Isabell Jürgens.

Seit 2010 kennen die Mietpreise auf dem Berliner Wohnungsmarkt nur eine Richtung: nach oben, und zwar steil. In den vergangenen acht Jahren kletterten die Angebotsmieten um rund 4,50 Euro auf 10,15 Euro je Quadratmeter Wohnfläche (kalt). Weil die heute geforderten Marktpreise in den Mietspiegel einfließen, werden auch die Bestandsmieten weiter kräftig zulegen.

Die rasant steigenden Mieten sind zuallererst eine Folge des wachsenden Missverhältnisses von Angebot und Nachfrage. Im gleichen Zeitraum, in dem die Angebotsmieten um jährlich knapp zehn Prozent zugelegt haben, ist Berlins Bevölkerung um 251.000 Einwohner gewachsen – die Zahl der Wohnungen aber lediglich um rund 65.000. Da in Berlin laut Statistik nur 1,9 Menschen eine Wohnung belegen, hätten aber mehr als 130.000 Wohnungen gebaut werden müssen, um allein den in diesen Jahren angewachsenen Bedarf zu decken.

Der allerbeste Schutz vor Mietsteigerungen ist es, wenn aus Mietern Eigentümer werden. Etwa, indem sie Genossenschaftsanteile erwerben. Berlin hat große, traditionsreiche Baugenossenschaften, die seit Jahrzehnten Garant für günstiges und sicheres Wohnen sind, aber keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen können, weil ihre Wartelisten voll sind und sie vom Land weder mit Bauland noch mit Förderung unterstützt werden.

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