AMV im Lichte der Presse:

 

Berliner Morgenpost am 24.10.2019: Streit um Mieterhöhungen an der Heerstraße Nord

Vor dem Verkauf der Ado-Wohnungen an die Gewobag wurden bei einigen Bewohnern die Mieten erhöht. Auch Asbest sorgt für Diskussionen.

Nur wenige Wochen, bevor bekannt wurde, dass das landeseigene Wohnungsbauunternehmen Gewobag rund 3400 Wohnungen im Kiez Heerstraße Nord in Spandau kauft, haben dort einige Mieter unerfreuliche Post bekommen.

Anfang August forderte der bisherige Besitzer, Ado Properties, von einem Teil der Bewohner eine höhere Miete – und das nach dem eigentlichen Mietenstopp am 18. Juni, als der Senat die Eckpunkte für den Mietendeckel beschlossen hatte.

Zudem sorgt nun ein weiteres Thema für Diskussionen: die Asbest-Belastung der gekauften Wohnungen. Auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto erklärte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, es sei damit zu rechnen, dass die angekauften Bestände baujahresbedingt zumindest teilweise asbestbelastet sind, genaue Informationen zum Anteil lägen dem Senat aber noch nicht vor.

Anwohner an der Heerstraße Nord wussten bereits seit 2013 von Asbest

Im Kiez Heerstraße Nord wurden die Bewohner der – damals noch zur GSW gehörenden – Wohnungen, aber schon 2013 in einem Schreiben über asbesthaltige Bodenbeläge und Kleber informiert. Freiwerdende Wohnungen sowie Wohnungen, wo Mieter es verlangen, würden seither zudem asbestsaniert.

„Dass das eine Asbest-Siedlung ist, wissen viele“, sagt Marcel Eupen, Sprecher des Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbunds (AMV). Ein Telefonat hätte genügt, um genaue Auskünfte zu erhalten.

Ado forderte im August 15 Prozent mehr Miete

Mit Unverständnis reagiert Eupen auch auf die ausgesprochenen Mieterhöhungen. Anfang August wurde einigen Anwohnern aus dem Viertel von der Ado mitgeteilt, dass ihre Miete unter der ortsüblichen liege, sodass eine Mieterhöhung gerechtfertigt sei. Der„Tagesspiegel“ hatte zuerst darüber berichtet.

In einem Schreiben, das auch der Berliner Morgenpost vorliegt, soll eine Bewohnerin aus einem Ado-Wohnhaus an der Heerstraße ab dem 1. November 15 Prozent mehr bezahlen, sofern sie nicht bis Ende Oktober widerspricht.

Da der AMV in der Großwohnsiedlung auch eine vom Bezirk beauftragte, kostenlose Mieterberatung anbietet, berichtet Eupen, dass zu ihm bislang 40 bis 50 Anwohner gekommen seien, mit ähnlichen Schreiben und Forderungen für Mieterhöhungen. Und tatsächlich würden viele ab November die höhere Miete bezahlen. „Wir haben das ganz normal anhand des Mietspiegels geprüft“, sagt Eupen. „Zwar gibt es einen Beschluss für den Mietendeckel, aber es gibt noch kein Gesetz.“

Dennoch fordert Eupen, dass die Gewobag die Mieterhöhungen – auch die, denen die Mieter nicht widersprochen haben – zurücknimmt, wenn sie im Dezember die Wohnungen übernimmt. „Ansonsten kommt es zu einer Ungleichbehandlung zwischen den ,Gewobag-Neumietern’ und den ,Gewobag-Altmietern’“, sagt er. Denn die Altmieter sind nach dem 18. Juni von Mieterhöhungen verschont geblieben.

https://www.morgenpost.de/bezirke/spandau/article227453941/Streit-um-Mieterhoehungen-an-der-Heerstrasse-Nord.html