Aus der Rubrik “Wohnungsbau”:

Berliner Morgenpost am 02.04.2020: Wohnen in Berlin – Wohnungen an der „Friedenauer Höhe” verzögern sich
 
Weil sich keine Investoren finden lassen, ist der Baustart für knapp 1500 Wohnungen an der „Friedenauer Höhe“ schon ein Jahr in Verzug.
 
Es ist eines der größten Wohnungsbauprojekte in Berlin. Direkt an der Stadtautobahn A100 und der Ringbahnlinie der S-Bahn. Das Großprojekt „Friedenauer Höhe“ – nach der geografisch leicht erhöhten Lage benannt – soll in ein paar Jahren knapp 1500 Wohnungen auf dem ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf in Friedenau bereithalten.
 
Während die Firma Ten Brinke Berlin mit ihren 238 Wohneinheiten schon gut vorangeschritten ist, steht der zweite Bauherr, die OFB Projektentwicklung GmbH, vor einem Problem: Die Suche nach Investoren gestaltet sich schwieriger als gedacht. Und weil das so ist, konnte das Unternehmen auch ein Jahr nach dem offiziellen Start nicht mit dem Bau seiner etwa 1150 Wohnungen und gut 20.000 Quadratmeter Gewerbefläche beginnen.
 

Ten Brinke baut auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern im Westen der „Friedenauer Höhe“ neben 238 sozial geförderten Wohneinheiten auch eine Kita, die Platz für bis zu 120 Kinder bieten soll. Nach Fertigstellung wird die Howoge die 1-, 2- und 3-Zimmer-Wohnungen sowie einige 4-Raum-Wohnungen schlüsselfertig übernehmen. Bislang sind also ausschließlich zwei Häuser im Rohbauzustand ganz im Westen des Baugebiets an der Handjerystraße zu finden. Der Rest ist Sandwüste.

Schon in wenigen Jahren soll hier aber ein neues Stadtquartier entstanden sein, das möglichst viel Aufenthaltsqualität bieten soll. Gut 10.000 Quadratmeter sind für Grünflächen vorgesehen. Ein zentraler Spielplatz, große Bäume und ein Ruhegarten runden den Außenbereich ab. Zudem sollen Autos fast vollständig aus dem neuen Viertel verbannt bleiben. Zwischen den Häusern sind Spielstraßen und eine Fahrradweg vorgesehen.

Der Baustart für 1150 Wohnungen sollte vor einem Jahr sein

Auch die OFB Projektentwicklung GmbH baut auf der „Friedenauer Höhe“. Die Arbeiten an den frei finanzierten gut 1150 Wohnungen sollen nun aber erst im zweiten Halbjahr 2020 beginnen, wie das Unternehmen mitteilt. Ein Jahr später als geplant also. Somit verschiebt sich die Fertigstellung ebenfalls um ein Jahr auf voraussichtlich 2024.

Anders als geplant, ist es bisher nicht gelungen, einen Investor für das Projekt zu finden. Die neue Strategie laute nun, mehrere Käufer zu suchen, wie es aus dem Bereich Stadtentwicklung des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg heißt.

„Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Investoren, spüren aber bezüglich der Auswirkungen des Mietendeckels weiterhin eine große Verunsicherung am Markt. Hinzu kommen derzeit die nicht abschätzbaren zeitlichen Verzögerungen und wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie“, teilt OFB auf Nachfrage mit. Das Gesetz zum Mietendeckel greift bei neugebauten Häusern selbst allerdings nicht.

Stadtrat Jörn Oltmann (Grüne): „Wir brauchen dringend Wohnungen auf dem Markt“

Die Häuser der OFB nehmen für das gesamte Projekt eine besondere Rolle ein: Eine lange Häuserreihe wird an der Nordseite genau entlang der S-Bahn-Gleise und Autobahn verlaufen und dient so als Schallschutz vor Verkehrslärm für den Rest der Bebauung auf dem Areal. Deshalb sollen in die Gebäuden nur die Nebenräume zu dieser Seite hin angeordnet werden.

Tempelhof-Schönebergs Bezirksbaustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) hofft, dass es nun endlich vorangeht: „Ich lege großen Wert darauf, dass jetzt gebaut wird, denn wir brauchen dringend Wohnungen am Mark.“ Unklar ist, welche Auswirkungen die Verzögerung auf die späteren Mietpreise haben könnte. Man solle deshalb auch darüber nachdenken, Wohnungen dem Land Berlin zum Kauf anzubieten, so Oltmann. Bezahlbaren Wohnraum könnten fast nur städtische Wohnungsbaugenossenschaften garantieren.