Aus der Rubrik “Mieterinformationen”:

Berliner Zeitung am 20.12.2021: Wohngebiet Heerstraße Nord – Nach Bränden in Spandau: Mieter der Gewobag fordern besseren Schutz
Bewohner im Gebiet Heerstraße Nord verlangen bei einer Versammlung mehr Unterstützung von ihrem Vermieter. Doch der glänzt durch Abwesenheit.
Etwa 90 bis 100 Mieter aus dem Wohngebiet Heerstraße Nord in Spandau haben bei einer Veranstaltung am Montagabend einen besseren Schutz vor Brandstiftungen gefordert. Nach einer Reihe von Feuern in Häusern der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag bekräftigten die Mieter laut Teilnehmerangaben ihre Forderung nach Wiedereinführung eines Sicherheitsdienstes, wie es ihn noch unter dem privaten Voreigentümer der Wohngebäude gegeben hatte.
Wie berichtet, hatte es zuletzt am Freitag vor einer Woche im Keller eines 18-geschossigen Wohnhochhauses in der Obstallee gebrannt, das daraufhin evakuiert werden musste. Zuvor hatte es nach Angaben der Gewobag alleine in ihren Beständen im Quartier Heerstraße/Maulbeerallee seit März 13 Brände gegeben. In einigen Fällen wird laut Gewobag von Brandstiftung ausgegangen. Die Brände haben teilweise Schäden in mehreren Wohnungen und Häusern verursacht, die von der Versorgung mit Strom und Gas abgeschnitten waren. Damit einher gingen Störungen der Aufzüge, der Telefonleitungen, der Internetverbindungen sowie des Fernsehanschlusses.

Videoüberwachung ins Gespräch gebracht

Von Seiten der Polizei wurde bei der Mieterversammlung nach Teilnehmerangaben die Einführung einer Videoüberwachung ins Gespräch gebracht. Von der Gewobag nahm kein Vertreter an der Veranstaltung teil, obwohl sie dazu eingeladen worden war. In einem Schreiben an den Mieterbeirat begründete sie dies unter anderem mit der „pandemischen Situation“. Die ab 18. Dezember 2021 geltende Infektionsschutzverordnung lasse auch eine unter freiem Himmel durchgeführte Veranstaltung nur unter bestimmten Bedingungen zu. Beispielsweise sei 2G ab 20 Teilnehmern einzuhalten. „Die Fürsorgepflicht für unsere MitarbeiterInnen gebietet darüber hinaus besondere Vorsichtsmaßnahmen“, welche das Unternehmen „nicht gewährleistet“ sehe. Mieter quittierten das am Montagabend mit Buhrufen, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete.
Die Gewobag lehnt die Wiedereinführung eines Sicherheitsdienstes ab. Die Mieter sammeln unterdessen für die Wiedereinführung des Sicherheitsdienstes Unterschriften. Sie sollen Anfang Januar an den SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh übergeben werden, dessen politische Heimat in Spandau ist. Die Mieter werden unterstützt vom Alternativen Mieter- und Verbraucherschutzbund (AMV). AMV-Chef Marcel Eupen bekräftigte am Montagabend die Forderung nach Einführung eines Sicherheitsdienstes. Zugleich verwies er auf rechtliche Hürden bei einer Videoüberwachung. Es reiche, wenn ein Hausbewohner dagegen sei, um eine Videoüberwachung zu verhindern.

Unmut unter Mietern im Wohngebiet Heerstraße Nord wächst

Die landeseigene Gewobag hatte die Wohnungen in Spandau im Rahmen eines Paketverkaufs von der ADO Properties zusammen mit Wohnungen in Reinickendorf zum 1. Dezember 2019 erworben. Für insgesamt 5894 Wohnungen und 70 Gewerbeeinheiten zahlte die Gewobag 920 Millionen Euro. Nach teils hohen Heizkostennachzahlungen, dem Auslaufen eines Mietnachlasses und schleppenden Reparaturen sieht sich die Gewobag wachsender Kritik unter den Bewohnern ausgesetzt.