Aus der Rubrik “Mieterinformationen”:

Berliner Zeitung am 29.03.2022: Nach über 70 Brandstiftungen – Sicherheitsdienst für Wohngebiet in Staaken
Die landeseigene Gewobag setzt nun doch bis auf Weiteres Streifen an der Heerstraße ein. Und: Eine Videoüberwachung ist geplant.
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag setzt nach einer Vielzahl von Brandstiftungen im Wohngebiet Heerstraße Nord in Spandau jetzt doch einen Sicherheitsdienst ein. Wie die Gewobag den Mietern per Hausaushang mitteilte, soll der Sicherheitsdienst täglich von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens das „Wohnquartier bestreifen und Haus- und Kellereingänge kontrollieren“. Am vergangenen Freitag hat der Streifendienst seine Arbeit aufgenommen.
Die Mitarbeiter seien an entsprechend gekennzeichneter Bekleidung erkennbar, kündigte die Gewobag an. Zeitnah will das landeseigene Wohnungsunternehmen zudem mit der Installation von Videokameras zur Sicherheitsüberwachung in dem Wohngebiet beginnen. Bis die Videoüberwachung vollständig installiert ist, will die Gewobag „bis auf Weiteres“ den Sicherheitsdient in dem Quartier einsetzen.
Hintergrund der verschärften Sicherheitsvorkehrungen: Die Polizei hat bis Anfang März bei einer Serie von Brandstiftungen in Staaken mehr als 70 Taten gezählt, wobei es sich in der Regel um Kellerbrände handelte. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Taten führen, wurde eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt.

Kritik an später Entscheidung

Mieter haben immer wieder die Einführung eines Sicherheitsdienstes gefordert, wie es ihn noch unter dem Voreigentümer der Häuser, der ADO Properties, gegeben hatte. Die Gewobag, die die Wohnungen im Jahr 2019 von der ADO erworben hatte, lehnte die Wiedereinführung eines Sicherheitsdienstes aber zunächst ab. Mit einer Unterschriftensammlung und einer Demonstration machten sich die Mieter für mehr Sicherheit in ihrem Kiez stark.
Der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund (AMV), der die Interessen vieler Mieter im Wohngebiet vertritt, begrüßt die Kehrtwende der Gewobag. AMV-Chef Marcel Eupen sagte, er hätte sich „jedoch sehr gewünscht, dass diese Entscheidung zur Wiedereinführung der abendlichen und nächtlichen  Kiezbestreifung schon vor Monaten getroffen worden wäre und es nicht inzwischen 78 Bränden in der Großsiedlung bedurft“ hätte. „Von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft erwarte ich zum Schutz ihrer Mieterinnen und Mieter zeitnahe aktive Präventivmaßnahmen und nicht ein monatelanges zögerliches Abwarten und Zusehen“, sagte Eupen. „Es ist ein Wunder, dass bisher noch kein Mensch ernsthaft zu Schaden gekommen ist.“ Wenn es um den Schutz des menschlichen Lebens geht, müssten „alle Maßnahmen unverzüglich ergriffen werden.“
Die Sicherheitskräfte sind nach Angaben der Gewobag „mit der Kontrolle von Hauszugängen beauftragt“. Es sei „nicht ihre Aufgabe, Lärmschutzverstößen nachzugehen oder Mängelmeldungen entgegenzunehmen“. Sollten Beobachtungen gemacht werden, die auf Brandstiftungsversuche schließen lassen, sei „die Polizei zu rufen“.