Aus der Rubrik “Mieterinformationen”:

 

Berliner Zeitung am 17.04.2020: Corona-Krise Hunderte Berliner Haushalte beantragen Mietstundungen

Viele Berliner machen Gebrauch von den neuen Regelungen in der Corona-Krise. In der City erkundigen sich vor allem Gewerbetreibende danach.

Viele Mieter in Berlin sehen sich schon zu Beginn der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten. Mehrere Hundert Haushalte haben allein bei den sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften eine Stundung der Miete beantragt oder sich über die Möglichkeit, die Zahlung auszusetzen informiert.

Bei der Gesobau, die viele Wohnungen im Märkischen Viertel besitzt, haben danach bis zum Dienstag 222 Mieter wegen einer Stundung ihrer Mietzahlungen für den Monat April angefragt. „Für die Monate Mai und Juni liegen uns bisher keine Anfragen vor“, berichtet Gesobau-Sprecherin Birte Jessen.

Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land befindet sich gegenwärtig „mit rund 110 Wohnungsmietern in Gesprächen über eine Stundung der Miete“, sagt Unternehmenssprecher Frank Hadamczik. „In den letzten Tagen hat sich die Anzahl an Gesprächen pro Tag kontinuierlich leicht erhöht“, berichtet er. Belastbare Informationen über die Anzahl von Nichtzahlern und damit verbundene Einnahmerückgänge lägen aber „frühestens Anfang Mai vor“.

Wichtig sei, dass es sich nicht um Mietausfälle, sondern um gestundete Beträge handele. Diese Rückstände müssten nach der gerade vom Bundestag beschlossenen Corona-Regelung bis Ende Juni 2022 ausgeglichen werden. Die Corona-Regelung sieht vor, dass Vermieter Mietern wegen Mietschulden aus der Zeit von April bis Juni 2020 bis Ende Juni 2022 nicht kündigen dürfen. Die Pflicht zur Zahlung der Miete ist damit nicht aufgehoben. Die Mieter haben nur mehr Zeit, um ihre Schulden zu begleichen.

Bei der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die besonders stark in Lichtenberg vertreten ist, sind bisher 200 Anfragen auf Stundung der Miete eingegangen. „Die Anfragen werden derzeit geprüft und bearbeitet“, sagt Howoge-Sprecherin Sabine Pentrop.

Bei der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) sind 118 Anträge auf Mietstundung eingegangen, wie Unternehmenssprecher Christoph Lang berichtet. Dabei verzeichne man deutlich mehr Gewerbe- als Wohnungsmieter, die aktuell Probleme haben ihre Miete zu zahlen. „Hier rechnen wir vor allem aufgrund der Schließungen von Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel mit deutlich spürbaren Einnahmeeinbußen“, sagt Lang.

Bei der Degewo haben bis 6. April 70 Mieter einen Antrag auf Stundung gestellt. „Die bisherigen Stundungsanfragen sind nicht sehr konkret, da die Mieter im Moment selbst noch nicht genau wissen, wie viel Geld sie zur Verfügung haben werden“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. „Einige Mieter werden die Miete in voller Höhe zahlen, aber verspätet, weil sie noch kein Geld vom Jobcenter erhalten haben.“

Die Gewobag macht nur vage Hinweise auf die Zahl der Mieter, die um Stundung der Miete gebeten haben. Es seien „weniger als 0,5 Prozent bei rund 70.000 Wohnungen“, teilt das Unternehmen mit.
Wie es bei den großen börsennotierten Wohnungsunternehmen aussieht, ist unklar. Die Deutsche Wohnen, die mehr als 110.000 Wohnungen in Berlin besitzt, erklärte, dass sie „zunehmend sowohl von Wohn- als auch von Gewerbemietern kontaktiert“ werde. Diese würde teils von sich aus das Gespräch suchen, um mögliche künftige Mietausfälle anzuzeigen. Aktuelle Zahlen könne die Deutsche Wohnen aber noch nicht zur Verfügung stellen.

Die Vonovia, die bundesweit rund 416.000 Wohnungen besitzt – gut 40.000 davon in Berlin –, rechnet insgesamt mit maximal 40 Millionen Euro an vorläufigen Ausfällen.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berliner-haushalte-hunderte-anfragen-zu-miet-stundungen-li.81367